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So hat es auch Theodor Adorno 1969 in einem zweiten Rundfunkgespräch mit Hellmut Becker ausgedrückt:

Ich könnte mir etwa denken, daß man auf den Oberstufen von höheren Schulen, aber wahrscheinlich auch von Volksschulen gemeinsam kommerzielle Filme besucht und den Schülern ganz einfach zeigt, welcher Schwindel da vorliegt, wie verlogen das ist; daß man in einem ähnlichen Sinn sie immunisiert gegen gewisse Morgenprogramme, wie sie immer noch im Radio existieren, in denen ihnen sonntags früh frohgemutete Musik vorgespielt wird, als ob wir, wie man so schön sagt, in einer ,heilen Welt‘ leben würden, eine wahre Angstvorstellung im übrigen; oder daß man mit ihnen einmal eine Illustrierte liest und ihnen zeigt, wie dabei mit ihnen unter Ausnutzung ihrer Triebbedürftigkeit Schlitten gefahren wird: oder daß ein Musiklehrer, der einmal nicht aus der Jugendbewegung kommt, Schlageranalysen macht und ihnen zeigt, warum ein Schlager oder warum auch meinetwegen ein Stück aus der Musikbewegung objektiv so unvergleichlich viel schlechter ist als ein Quartettsatz von Mozart oder Beethoven oder ein wirklich authentisches Stück der neuen Musik.”

 (Theodor W. Adorno, Erziehung zur Mündigkeit, S.145-146.)